Mit viel Bauchschmerzen, gekürztem Budget und Personal hat es Tim Gutmann wieder geschafft die Prestigeträchtige Rundfahrt für die europäische U17 Jugend auf die Beine zu stellen. Die Young Classics finden traditionell zusammen mit den Cyclassics statt. Zugelassen werden 22 Teams à 6 Sportler je zur Hälfte aus dem Aus- und Inland. Anfang des Jahres wird vor der Meldung eine kleine Bewerbung abgeschickt.
Eigentlich sollte es dieses Jahr endlich auch die Young Classics Feminin geben, doch leider fehlten hierfür erneut die Ressourcen.
Wir bekamen dieses Jahr wieder den Zuschlag und freuten uns seitdem sehr auf das Event, hatten wir doch mit der Mannschaft aus der TMP Tour viel Motivation und aus Genthin ordentlich Selbstvertrauen gesammelt. Allerdings mussten wir auch hier den Verlust von Josh Tietjen aus Bremen kompensieren. Da das Team Niedersachsen seine Mannschaft zurückgezogen hatte, konnte so mit Rainer Gehle (Göttingen) das Team um Samuel Burger (RST Lübeck), Mattis Deba (KRV), John Rupprecht (KRV), Erik Hoffmann (TSB Flensburg) und Simón Grammerstorf aus Bremen vervollständigt werden.
Freitag, 06.09. 16:00 Uhr Prolog EZF über 8 Km (29 Grad C, ordentlicher Wind aus Ost)
Der Kurs war leicht kurvig und sehr wellig mit einer Wende. Hinzus leicht ansteigend mit Rückenwind, zurück dann abfallend mit Gegenwind. Also all-out mit wenig Rhythmus. Eine schwere Aufgabe. Insgesamt gaben wir ein gutes Bild ab, bei den Sekundenabständen waren wir allerdings nicht ganz vorne. Zumindest nicht so weit, wie es sich die Jungs erhofft hatten. Allerdings: P6 in der Mannschaftswertung. Das war schon mal ein guter Anfang. Unsere Youngsters beide unter den ersten 20 in ihrer Kategorie.
Samstag, 07.09. 9:00 Uhr MZF üner 12,5 Km (20 Grad, wenig Wind)
Wir hatten die Ehre das Mannschaftszeitfahren zu eröffnen. Abends zuvor wurde gemeinsam eine Pacing- und Führungswechselstrategie entwickelt. Das Tempo war hoch und der Zug funktionierte hervorragend mit kurzen, harten Führungen. Auf dem Rückweg wurde über Funk die Siegzeit aus 2023 durchgesagt. Schnell hoch gerechnet waren wir absolut im Soll. Während erneut über Funk die Ankunft unseres Teams auf "in einigen Minuten" angekündigt wurde, waren wir nur noch 30 Sekunden vom Zielstrich entfernt. Ergebnis: 20 Sekunden schneller, als die Top-Zeit des Vorjahres! Wir konnten zufrieden sein, doch die Jungs diskutierten erregt untereinander, was hätte besser laufen sollen. Top 4 war möglich - es wurde Platz 5, da diesmal die Sachsen 2 Sekunden schneller waren (in Genthin noch deutlich hinter uns).
In der Mannschaftswertung rückten wir auf P5 vor, Rainer auf P5 und Erik auf P6 in der Jugend-Wertung! Simón 16. und Samuel 17. gesamt.
Samstag, 07.09. 16:00 Uhr, Rundstrecke 7,8 Km, 9 Runden = 72,2 Km (30 Grad, wenig Wind)
Der wellige Kurs auf engen Straßen über Land und durch ein Dorf mit vielen Rissen und Unebenheiten im Asphalt war prädestiniert für Stürze. So auch die Erfahrung aus dem letzten Jahr. Die Ansage war noch strenger: vorne fahren! (wie immer). Das sollte hier absolut essentiell sein. Falls eine starke Gruppe gehen sollte, mussten wir auch dabei sein. Es sollte nicht zu viel Kraft in Wertungen investiert werden, da in jeder Runde eine Sprint- und eine Bergwertung angesetzt war. John sollte sich für den Zielsprint bereit halten, Erik und Rainer versuchen Energie zu sparen und so weit wie möglich vorne landen. Wer am Ende noch vorne dabei war, sollte versuchen über die letzte Kuppe zu attakieren, um in den ersten Positionen auf die Zielgerade zu kommen, da die Anfahrt nach der abschüssigen Kurve sehr kurz war.
Gleich nach dem Start fingen die Stürze an. so gut wie jede Runde krachte es. Außer Erik lagen angeblich alle am Boden oder wurden zumindest aufgehalten. In den Autos bekam man davon nur die Hälfte mit. Rainer verlor dadurch früh den Anschluss. Samuel konnte sich nach einer halben Runde wieder ins Feld kämpfen. Währenddessen fuhren Mattis, John und Simón ganz vorne aktiv mit und probierten mehrfach abwechselnd eine Ausreißergruppe zu initialisieren. Leider wurden John und Mattis anfangs der letzten Runde gut platziert auch in einen Sturz vor ihnen verwickelt. Mattis musste aufs Ersatzrad wechseln, nachdem er schon wieder los gefahren war. Der Anschluss ans Feld war dadurch nicht mehr möglich. Unterdessen schaffte es Simón sich mit Lenny Karstedt, einem der Favoriten und dem Dänen Julius Birkedal vom ISOREX Cycling Team leicht vom Feld abzusetzen. Im Anstieg zur letzten Kuppe attakierte er die beiden, fuhr als erster auf die Zielgerade und riss die Arme mit 8 Sekunden Vorsprung zum Erstaunen aller in die Luft! Danach stand er erstmal wie neben sich vor Ungläubigkeit. Samuel und Erik kamen mit der nächsten Gruppe kurz dahinter ins Ziel. Mattis und John verloren einiges an Zeit. Rainer kam abgeschlagen ins Ziel, er wurde in der Nacht zu Sonntag krank. Zum Ärger von Lenny übernahm Simón mit den 15 Sprintpunkten für den Sieg auch das Sprintertrikot. Lennys 12 mühsam erkämpfte Zwischnsprintpunkte reichten ihm dafür nicht.
Uns fehlten die Worte, das war unglaublich, einer von uns! Nun wussten alle, dass wir in der ersten Liga spielen können, nicht nur mit Simón. Mit Eriks guter Platzierung verteidigten wir P5 in der Mannschaftswertung. Er rückte in der Jugendwertung auf den 5 Rang vor. Simón verbesserte sich auf den 9., Samuel auf den 14. Platz der Gesamtwertung!
Sonntag, 8.9. 4. Etappe Barmstedt - Hamburg, Mönkebergstrasse (Sonne, wenig Wind 30 Grad)
Der Tag begann am Frühstück mit der Taktikbesprechung. Johnny wollte seinen Platzierungsfehler vom letzten Jahr ausbessern, der ihm "nur" P10 einbrachte und träumte vom Sieg. Simón wr sich bewusst, dass gegen die Konkurrenz aus Dänemark und va gegen Onno Bieberle die Verteidigung des Trikots fast aussichtslos war und nur mit einer Flucht ohne diese gelingen würde - Chance gering für dieses Szenario. Matis und Samuel waren auch ambitioniert das Ergebnis vom Vortag zu toppen. Warum also nicht nochmal mit verschidenen Varianten auf Sieg zu fahren? Was Simón schafft, können Samuel und Mattis rein von der Physis auch.
Abfahrt aus der Heide... frischer Unfall auf der A7 mit 1 Std Stau...Anfahrt nach Barmstedt mit Stopp durch Polizei und Rettungskräften. Das Rennen sei gerade abgesagt worden, da zu viele Stürze der Jedermänner. Die Einsatzkräfte seien ausgelastet und der Zeitkorridor zwischen Hobbys und Profis zu klein geworden. Ein Rückruf unseres Präsidenten Bernd Mähnss, der sich für den Etappenstart in Barmstedt eingestzt und Mühe gegeben hatte, bestätigte dann die Nachricht. In Barmstedt überall Resignation bei den anwesenden Sportlern und der Rennorga. Ein gemeinsamer Abschluss war nicht mehr organisierbar. Wir gingen erstmal zur Strecke und klatschten dem rasenden Profifeld hinterher, welches innerhalb von 30 Minuten in beide Richtungen vorbei kam. Bei einer großen Portion Eis wurde uns dann bewusst, dass wir uns sehr sehr glücklich, trotz der Absage der Etappe, fühlen können. Wir hatten erreicht, was wir nicht ansatzweise erhofft hatten und waren definitiv DIE Mannschaft der Rundfahrt. Die local heroes quasi. Simón nimmt somit das Sprinttrikot nach Hause, wir alle ein tolles Teamgfühl, Erik ist nach seinem Renneinstieg im Frühjahr steil aufgestiegen, die Aufgabe "vorne Fahren" auf diesem Niveau hat endlich effektiv und gut und sogar mit Spaß funktioniert. Bei den Stürzen hatten wir noch Glück.
Unsere Glückwünsche gehen auch nach Bremen, unser Dank an alle Unterstützer. Vor allem an Tim Gutmann und sein gesamtes Team mit der Hoffnung und Bitte auf eine weitere Ausgabe in 2025.